Als in Pune noch der Bhagwan regierte
Heute ist die ehemalige Kommune ein exklusives Meditationsresort

Der indische Produktionsstandort des zur HEROSE-Gruppe gehörenden Ventilherstellers MACK ist Pune, eine quirlige Großstadt im westindischen Bundestaat Maharashtra. Vielen Älteren ist die heute rund vier Millionen Einwohner zählende Metropole noch unter der Schreibweise Poona bekannt. In den siebziger Jahren gründete dort der umstrittene Sektenführer Bhagwan Shree Rajneesh eine Stätte der freien Liebe und totalen Therapie. Zehntausende, darunter viele Deutsche, pilgerten dorthin. Um den Hals trugen die Bhagwan-Jünger, Sannyasins genannt, die Mala – eine Kette mit dem Bild ihres Meisters. Dass sie sich ausschließlich in Orange oder Rot kleideten, den Farben des Sonnenaufgangs, war ein Zeichen. Wollten sie doch frei von westlichem Leistungsdenken und verkrusteten Strukturen den neuen Menschen erschaffen.  

Das Treiben in Poona hatte 1981 ein Ende: Bhagwan wurde angeblich aus steuerrechtlichen Gründen aus Indien ausgewiesen und ließ sich mit seiner Gemeinde im US-Bundesstaat Oregon nieder – mitten in der Einöde. Die Sannyasins stampften hier eine komplette Stadt aus dem Boden: Rajneeshpuram –Stausee, Restaurants, Schule, Einkaufszentrum, Versorgungsbetriebe inklusive. Der eigene Flugplatz samt Fluglinie („Air Rajneesh“) und 85 Großraumbusse sorgten für Mobilität, ein Verlag und eine Druckerei für die Verbreitung der „Rajneesh Times“. Boutiquen, ein Spielsalon und ein Reisebüro machten das Guru-Wonderland perfekt.

20.000 Besucher jährlich

Vor allem für den Guru selbst. Denn während die Sannyasins weiterhin mit dem Nötigsten auskommen mussten, umgab sich ihr großes Vorbild mit Luxus. Er schmückte sich mit teuren Uhren und Glitzerroben. Seine Rolls-Royce-Flotte von 93 Fahrzeugen war legendär. Die Dekadenz des Meisters und das Großprojekt Rajneeshpuram verschlangen Millionen. Die Sannyasins betrieben auf der ganzen Welt erfolgreich Buchläden, Schmuckboutiquen und Bäckereien. Ihre Firmen handelten mit Kunst, Patentfenstern und sogar mit Kompostwürmern. Aus der Kommune wurde so zunehmend ein weltweit agierendes Wirtschaftsimperium. Die Jünger mit ihrer roten Kleidung gehörten in den Achtzigern in den einschlägigen Vierteln der Großstädte zum Straßenbild. Die Rotkutten waren keine schrulligen Pilger, sondern oft erfolgreiche Geschäftsleute – eine Kombination, die das Interesse für den Kult noch verstärkte.

1985 wurde Bhagwan wegen Problemen mit der Einwanderungsbehörde aus den USA ausgewiesen. Nach einer Weltreise zurück in Indien benannte er sich in Osho um. Er starb am 19. Januar 1990.
Oshos Kommune, ein 15 Hektar großes Parkareal in Pune, heißt heute „Osho International Meditation Resort“ und präsentiert sich als spiritueller Dienstleistungsbetrieb für eine internationale, vermögende Kundschaft. Hier trifft man Softwareingenieure aus Bangalore, Mathematiker aus Cambridge, Buchhändler aus Köln, Schauspielerinnen aus Los Angeles. Rund 20.000 Besucher kommen jedes Jahr.

Abbildungen:
Der Bhagwan und seine Jünger (links)
Heute ist Pune eine lebendige Industriestadt (rechts)