Sowohl die MS Stavangerfjord als auch die MS Bergensfjord erfüllen die hohen Sicherheitsanforderungen beim LNG-Antrieb mit Armaturen von HEROSE. Eine Reportage von Bord.

 

 

Auf den ersten Blick sieht die nagelneue MS Stavangerfjord wie eine ganz normale Fähre aus. Doch wer beim Ablegen im Hafen von Bergen genauer hinschaut, entdeckt zwei Unterschiede: Aus den mächtigen Schornsteinen wälzen sich keine fettschwarzen Abgaswolken – und unmittelbar neben ihnen ragen zusätzlich drei rot lackierte Rohre in den norwegischen Himmel. Auf ihnen steht in weißen Buchstaben auch gleich die Begründung für ihr Dasein und den sauberen Start zur 15-stündigen Überfahrt nach Dänemark: POWERED BY LNG. Der Neubau wird ausschließlich von Flüssiggas angetrieben. Die Rohre sind zur Sicherheit da, aus ihnen kann im Falle eines Falles schlagartig der gesamte LNG-Vorrat des Schiffes entweichen.

Die MS Stavangerfjord und ihre baugleiche Schwester MS Bergensfjord gehören zu den ersten Schiffen ihrer Art weltweit, die statt mit Diesel oder Schweröl ausschließlich mit Naturgas betrieben werden. Die Fjord-Line-Reederei erfüllt damit vorzeitig die strengen Umweltauflagen, die ab 2015 u. a. im Fährverkehr in Nordeuropa gelten. LNG enthält weder Schwefel noch Schwermetalle und reduziert den CO2-Ausstoß um 20 bis 30 % sowie den NOX-Ausstoß (Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid) um ca. 90 % im Vergleich zu Schweröl.

Bei der Konzeption der Neubauten stand das Thema Sicherheit ganz oben auf der Agenda – schließlich führt das Schiff bis zu 600.000 Kubikmeter Gas an Treibstoff mit sich. Einen wesentlichen Beitrag hierfür liefern LNG-Armaturen von HEROSE. Verbaut wurden diverse Sicherheits- und Absperrventile des Bad Oldesloer Unternehmens. Manfred Kadner, bei HEROSE u. a. zuständig für die Kunden in Nordeuropa: „Die pneumatisch gesteuerten Absperrventile wurden zusätzlich mit einem Handrad versehen, sodass sie im Notfall auch manuell bedient werden können.“ Sie regeln u. a. die Befüllung der Tanks. Und HEROSE-Sicherheitsventile sind auf allen Gasleitungen im Schiff montiert, jeweils eines zwischen zwei Absperrventilen.

Martin Warner, der dänische Chefingenieur der MS Stavangerfjord, erläutert weitere Sicherheitsmaßnahmen: „So läuft zum Beispiel jedes gasführende Rohr grundsätzlich in einem zweiten, damit bei einer Leckage kein Gas in die Umgebungsluft geraten kann. Überall sind Gas-Sensoren montiert, und die zwei Tanks sind noch einmal speziell gesichert.“ Sein Fazit: „Mit uns fährt man sicherer als mit konventionell betriebenen Schiffen.“

Martin Warner und seine sieben Kollegen steuern die Technik des Schiffes vom Kontrollraum im zweiten Deck aus, der mit seinen blinkenden Monitoren an die NASA in Houston erinnert. Das 170 Meter lange Schiff wird von 4 Maschinen angetrieben, die jeweils 5400 kW leisten und der MS Stavangerfjord eine maximale Geschwindigkeit von 25 Knoten ermöglichen. Die Motoren, „Single LNG Engines“, stammen von Rolls-Royce. Erwähnenswert auch die Produktion der MS Stavangerfjord nach dem Baukastenprinzip: Die komplette Gasanlage hat Cryomar AS aus Norwegen entwickelt und auch dafür gesorgt, dass diese fachgerecht in das Schiff eingebaut wurde. Die LNG-Tanks inklusive der Cold-Boxen wurden in der Türkei von der Firma ARITAS montiert, der Rumpf stammt aus Polen, die Endmontage und der Innenausbau erfolgten dann auf einer Werft im mittelnorwegischen Rissa.

Besuch bei Kapitän Erik Johansen auf der Brücke. Merkt er, ob die Maschinen mit LNG oder Schweröl betrieben werden? „Nein“, sagt er – und er sei schon ein bisschen stolz darauf, eines der ersten Schiffe dieser Art zu kommandieren. Als die MS Stavangerfjord nach knapp fünf Stunden Fahrzeit den Hafen von Stavanger anläuft, verdüstert sich seine Miene ein wenig. Eigentlich sollte er hier LNG nachtanken, aber er darf noch nicht – weil Passagiere an Bord sind. Das sei in Dänemark und in Schweden kein Problem – eigentlich müsse die Genehmigung der norwegischen Regierung auch täglich eintreffen, sagt Johansen. Bis dahin lässt er sich im dänischen Zielhafen Hirtshals von Trucks beliefern.

Aber Johansen weiß, dass er die „Kinderkrankheiten“ bald abhaken kann. Und er schwärmt: „LNG ist die Zukunft in der Schifffahrt – es ist sauber, ausreichend vorhanden und vor allem auch sicher.“

Foto oben: © marcos8 – Fotolia.com

 

Posted by HEROSE