Mit der Zulassung zahlreicher Armaturen für den Einsatz auf gasbetriebenen Schiffen durch die Zertifizierungsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV) hat HEROSE einen entscheidenden Schritt in das neue, vielversprechende Geschäftsfeld rund um LNG (Liquified Natural Gas) getan.

HEROSE-Geschäftsführer Dirk Zschalich: „Wir sind zuversichtlich, dass in Kürze auch die anderen Zertifizierungsgesellschaften nachziehen und wir dann voll durchstarten können.“ Nicht nur Europas Binnenschiffer sind bis 2016 durch verschärfte Abgasbestimmungen dazu gezwungen, ihre Motoren umzurüsten – auch auf der Ostsee kommt Ähnliches auf die Reeder zu. Dort gilt ab 2015 ein Schwefelgrenzwert von 0,1 Prozent im Schiffsbrennstoff. Dadurch werden sich konventionelle Brennstoffe drastisch verteuern, LNG ist spätestens dann eine attraktive Alternative.

Um die Versorgung mit LNG zu gewährleisten, sind entsprechende Importterminals an der Ostsee geplant. Der erste LNG-Terminal in Nynäshamn, 60 Kilometer südlich von Stockholm gelegen, wurde von der Linde-Tochter Cryo AB aus Göteborg konzipiert und gebaut. Cryo AB ist ein weltweit führender Hersteller für alles, was mit LNG zu tun hat – dem Bau von Behältern und Trailern sowie der Planung von LNG-Anlagen –, und ist der größte Kunde von HEROSE in Skandinavien. Bauleiter in Nynäshamn war Lars Persson, der jetzt als Geschäftsführer von Cryo AB tätig ist. Dass das Auftragsvolumen für die Linde-Tochter in letzter Zeit erheblich gestiegen ist, zeigt auch der Bezug eines deutlich größeren Verwaltungstraktes in Göteborg.

Betrieben wird der LNG-Terminal, der im Mai 2011 eingeweiht wurde, von AGA, einem weiteren Linde-Tochterunternehmen. Zurzeit wird er ausschließlich für die Belieferung von Kunden an Land genutzt, projektiert ist er aber für die Betankung von LNG-Schiffen – sobald es sie denn gibt.

Herzstück der Anlage ist ein runder Betontank mit einem Durchmesser von fast 36 Metern und einer ebensolchen Höhe. „Darin können wir rund 20.000 Kubikmeter LNG speichern“, sagt Lars Laurell, Terminal-Manager in Nynäshamn. Das entspricht rund zwölf Millionen Kubikmetern Gas, denn jeder Kubikmeter Flüssigkeit dehnt sich beim Verdampfen auf das 600-Fache seines Volumens aus. Tiefgekühlt bei minus 162 Grad Celsius, wird das verflüssigte Gas in die Speichertanks von Lkw gefüllt und so direkt zu den Kunden gebracht oder bis zu einem Anschlusspunkt an ein bereits vorhandenes Gasnetz. Dort wird es in Linde-Rückvergasungsanlagen vorsichtig wieder erwärmt und als Erdgas weiterverteilt. Der LNG-Terminal arbeitet vollautomatisch, die Lkw-Fahrer füllen das LNG selbst in die Trailer.

Beim Bau des Terminals kamen zahlreiche Armaturen von HEROSE zum Einsatz. Verkaufsleiter Volker Maaß: „Im Wesentlichen handelt es sich um Fire-Safe-Armaturen der Typen 01841 und 01843 mit und ohne Antrieb, die u. a. im Anlandungsbereich, in den Streckenleitungen und in der Rückverflüssigungsanlage ihre Arbeit verrichten.“

In der Region um Stockholm ist der Flüssiggastransport nicht nur die wirtschaftlichste Methode, sondern auch ohne Konkurrenz, da es keine entsprechenden Pipelines gibt. Trond Jerve, LNG-Manager von AGA, sagte dazu in der Linde-Kundenzeitschrift: „Auch grundsätzlich gewinnt der Pipelineunabhängige Transport immer mehr an Bedeutung. Heute werden weltweit mehr als zehn Prozent des Erdgases als LNG transportiert – Tendenz steigend.“ Den Bau eines zweiten Speichers hat AGA deshalb schon fest im Visier. „Der LNG-Terminal in Nyanäshamn wird aber auch dann noch zu den Small-Scale-Terminals zählen“, sagt Jerve. Diese kleineren Anlagen sind zwar zurzeit noch die Außenseiter unter den 70 LNG-Terminals weltweit, haben aber den großen Vorteil, dass sie auch in der Nähe von Gewerbegebieten oder Städten installiert werden können – und die Wege zu den Kunden sind kurz. So wird vom AGA-Terminal in Nynäshamn unter anderem die benachbarte Erdölraffinerie Nynas beliefert. Sie braucht für ihre Erdölverarbeitung Wasserstoffgas, das sie jetzt statt aus Rohbenzin aus Erdgas herstellt. Durch den Umstieg lassen sich die Kohlendioxid- Emissionen erheblich reduzieren. Der Energieversorger Stockholm Gas, auch am Terminal beteiligt, will 50.000 Tonnen im Jahr einsparen, Taxen und Busse in Stockholm fahren mit LNG aus Nynäshamn.

Für den LNG-Nachschub sorgt Linde selbst: Das verflüssigte Erdgas stammt überwiegend aus einer modernen, besonders energieeffizienten Erdgas-Verflüssigungsanlage im norwegischen Stavanger, die die Linde Engineering Division für das Unternehmen Skangas AS gebaut hat. Die Anlage ist seit Ende 2010 in Betrieb. Von dort aus liefern LNG-Tanker wie die „Coral Methane“ der niederländischen Reederei Anthony Veder alle drei Wochen 7.500 Kubikmeter Gas nach Nynäshamn, ab 2013 soll sich die Menge verdoppeln. „Mit dieser LNG-Anlage, die 300.000 Jahrestonnen erzeugt, haben wir unsere führende Position bei der mittelgroßen LNG-Produktion weiter gestärkt“, sagt Lindes Projektleiter Dr. Erich Ettinger.

Mit Erdgas lässt sich übrigens nicht nur der Ausstoß von Kohlendioxid um etwa 30 Prozent senken. Auch Schadstoffemissionen fallen im Vergleich zu Benzin oder Öl bedeutend geringer aus. Bei der Verbrennung entstehen rund 90 Prozent weniger Schwefel und etwa 80 Prozent weniger Stickoxide. Schwermetalle oder Rußpartikel werden überhaupt nicht freigesetzt.

Foto: Carsten Wurr

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